Mobilität in Deutschland − MiD

Mobilität in Deutschland − MiD

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat im Dezember 2018 die Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ veröffentlicht. Ich habe diesen Datenschatz erst im Juni 2019 zur Kenntnis genommen, also nach der VW-Hauptversammlung 2019. Beeindruckt von der Entscheidung des VW-Vorstands, alles auf die Karte Elektromobilität setzen zu wollen, habe ich die Studie MiD und darin insbesondere den Abschnitt Elektromobilität genauer betrachtet.

Abschnitt 9 Elektromobilität und alternative Antriebe

Die Autoren der Studie widmen der Elektromobilität einen eigenen Abschnitt und heben die besondere Bedeutung der Elektromobilität hervor: „Für die langfristige Umstellung des Verkehrssystems auf eine weniger klimaschädliche Energieversorgung sind alternative Antriebe von zentraler Bedeutung. Der Fokus liegt dabei derzeit besonders auf batterie-elektrischen Fahrzeugen.“ (Seite 79 des Ergebnisbericht) Folgerichtig vermeiden sie den Begriff „Nische“ im Zusammenhang mit Elektromobilität. Weniger als 2 Promille der Fahrzeugstichprobe der MiD waren Elektrofahrzeuge: „Die Fahrzeugstichprobe der MiD enthält etwa 217.000 Fahrzeuge in Privathaushalten. Davon sind 429 Elektrofahrzeuge“. Die absolute Zahl findet sich nicht in der MiD, sondern beim Kraftfahrt-Bundesamt: Der Bestand an Elektro-Pkw lag dem kba zur Folge am 01.01.2019 bei 83.175. Am Ende des Jahres 2017 waren es nur 53.861. Es ist schon auffällig, dass der Begriff „Nische“ in der MiD nicht diese 53.861 Elektro-Pkw bezeichnet, sondern Carsharing, für das über zwei Millionen Mitglieder angegeben werden. Auf jeden Elektro-Pkw kamen 2017 also 40 Carsharing-Mitglieder. Trotzdem wird in der MiD nicht den Elektro-Pkw, sondern dem Carsharing das tendenziell abwertende Etikett „Nische“ aufgedrückt. Dem Carsharing in der MiD wird der zehnte Abschnitt gewidmet – mit dem Untertitel: „neue Automobilität in der Nische“

Zwischen den Zeilen: Elektro-Pkw in der Nische

Auch wenn der Begriff „Nische“ im Zusammenhang mit Elektro-Pkw vermieden wird, haben die Autoren der Studie doch eine solide Beschreibung einer Nische geliefert. Denn ihre Daten zeigen die Nische auf, in der Elektro-Pkw zukünftig gefangen sein könnten. Diese Daten wecken zumindest Zweifel an der Vorstellung, das Elektro-Pkw ohne weiteres großflächig Pkw mit Verbrennern ersetzen könnten.

 Voraussetzung: Privatgrundstück

Der Absatz „Zuhause parken fast alle Elektroautos auf Privatgrundstücken“ auf Seite 80 des Ergebnisbericht weist darauf hin, dass 92% aller Elektroautos auf Privatgrundstücken geparkt werden – und überwiegend dort auch geladen werden. Elektroautos scheinen ohne privaten Stellplatz zu Hause in der Praxis schlecht zu funktionieren.

Voraussetzung: Erstwagen mit Verbrenner

Der Absatz „Bei drei Vierteln der Elektroautos gibt es weitere Pkw im Haushalt“ auf Seite 81 des Ergebnisbericht weist darauf hin, dass Elektroautos typischer Weise Zweitwagen sind: „Nur ein Viertel der Elektroautos sind das einzige Auto im jeweiligen Haushalt. Das heißt, drei Viertel der Elektroautobesitzer können auf andere Fahrzeuge im Haushalt ausweichen, um gegebenenfalls Nachteile von Elektroautos, zum Beispiel einen Mangel an Reichweite, zu kompensieren.“

Analysen zum Radverkehr und Fußverkehr, Abschnitt 8 Verlagerungspotenzial

Die Überschrift „die Niederlande und die Schweiz weisen den Weg“ liest sich wie ein Appell. Ein Appell, das Auto öfter mal stehen zu lassen. Zitat: „In Deutschland wird bereits in der Entfernungsklasse von einem bis unter zwei Kilometern mehr als die Hälfte der Wege mit dem Auto zurückgelegt.“ Dieser Umstand wird auch aus Abbildung 44 der Analysen zum Radverkehr und Fußverkehr deutlich.

Monomodale Autofahrer

Die Gruppe der ausschließlichen Autofahrer bei Personen ab 16 Jahren macht 45 Prozent aus. Es wäre offensichtlich eine gute Idee, die Mitglieder dieser Gruppe dazu zu bringen auch die Nutzung weniger klimaschädlicher Verkehrsmittel in Erwägung zu ziehen.

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