HV2019 im Zeichen von CO2 und Klimawandel

HV2019 im Zeichen von CO2 und Klimawandel

Vorstandschef Diess bezeichnete CO2 und Klimawandel in seiner Rede  als zentrale Herausforderung der Menschheit. Trotzdem erklärte er den ohnehin schon hohen Umsatz-Anteil mit SUV noch steigern zu wollen.

Zunächst begeisterte sich Diess in seiner Rede für SUV, also für besonders große und schwere PKW: „Vor allem das stark wachsende SUV-Segment hat sich zuletzt als Motor unseres Erfolgs erwiesen. Weltweit ist mittlerweile jedes vierte verkaufte Konzernmodell ein SUV. In vielen Regionen liegt der Marktanteil von SUVs jedoch schon bei über 50 Prozent, so dass wir noch viel weiteres Wachstumspotenzial für uns sehen.“ (Siehe Seite 17 im Manuskript seiner Eröffnungsrede)

Danach erklärte er: „Wir befinden uns in einer Zeitenwende: Der Klimawandel ist die zentrale Herausforderung der Menschheit. Wenn wir die CO2-Emissionen nicht signifikant senken, wird das verheerende Folgen für die nächsten Generationen haben. Als größter Automobilhersteller der Welt steht unser Unternehmen besonders in der Pflicht.“ (Seite 28) – um dann den Audi e-tron und den Porsche Taycan gleichsam als Lösung der Klimakrise darzustellen. (Seite 32 in seinem Manuskript)

CO2 und Klimawandel waren dieses Jahr sehr vielen Rednern ein Anliegen.

#FridaysForFuture hat verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Denn die Rede von Clara Marisa Mayer war nicht nur sehr berührend, sondern auch gut vorbereitet und gut vorgetragen. (Youtube-Video)

Jens Hilgenberg (BUND e.V. und Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V.) äusserte Zweifel an der Strategie, die Herausforderungen in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit immer größeren Fahrzeugen meistern zu wollen. (Text der Rede)

Christian Russau vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre wies auf Parallelen hin zwischen Volkswagens Verstrickungen mit der brasilianischen Militärdiktatur 1964 -1985 und der gegenwärtigen Politik Volkswagens in Brasilien. Er sprach über die Grausamkeit des Gouverneurs von Rio de Janeiro, Wilson Witzel. (Video)

Achim Wagner und seine Tochter sprachen sich dafür aus, dass VW wieder auf spritsparende Fahrzeuge setzen sollte. Sie regten an, den AUDI A2 wiederzubeleben. (Link auf Diskussionsforum von Fans des A2) Sie trugen ihre Rede unterhaltsam im Duett vor und liessen viel Zuneigung und Wohlwollen für VW erkennen. Doch die Wagners blitzten mit ihren Vorschlägen genauso ab wie weniger freundliche Redner vor ihnen.

Ich hatte bereits auf der Hauptversammlung 2018 die Beachtung der VW-Umweltziele angemahnt und appelliert: „Wir brauchen Spritsparautos, die konsequent spritsparend gefahren werden dürfen. Oder Stromsparautos, die konsequent stromsparend gefahren werden dürfen.“ (Text meiner Rede von 2018) Diesmal hatte ich vorab Gegenanträge mit schriftlicher Begründung eingereicht. In der Begründung gehe ich darauf ein, was Verbrauch im Kundenbetrieb ist und wie VW diesen ermitteln könnte. Doch ich befürchtete als Spinner wahrgenommen zu werden, der sich in die Themen CO2-Ausstoß und spritsparendes Fahren verbissen hat. Deshalb hatte ich zusätzlich einen Appell an den VW-Aufsichtsrat Stephan Weil vorbereitet, der zugleich Ministerpräsident des Landes Niedersachsen ist: Beaufsichtigen Sie VW, Herr Weil! Doch dann lieferte mir Herbert Diess Vorlagen, die ich nicht ignorieren konnte. Das betraf insbesondere Seite 17 im Manuskript seiner Eröffnungsrede, wo er ankündigte, immer stärker auf SUV setzen zu wollen. Und die Seite 28, wo er den Klimawandel als die zentrale Herausforderung der Menschheit bezeichnete. Zudem hatte die Familie Wagner bereits deutlich gemacht, was Verbrauch im Kundenbetrieb ist. Deshalb baute ich alles noch einmal um. Der Versammlungsleiter war so freundlich, mich erst sehr spät aufzurufen. Ich hatte also ausreichend Zeit, ein neues Redemanuskript zu erarbeiten. Dabei waren mir Achim Wagner und seine Tochter eine große Hilfe. Ganz herzlichen Dank für die Unterstützung!

Die Freundlichkeit, mir vorab mitzuteilen wann ich sprechen dürfte besaß der Versammlungsleiter natürlich nicht. Ich wurde um 18:00 ohne für mich wahrnehmbare Ankündigung ans Pult gerufen. Deshalb musste ich vom abendlichen Buffett zurück in die Versammlungshalle sprinten. Mein Sprint dauerte zu lange. Somit wurde der Kleinaktionär Manfred Klein vorgezogen und sprach wohl zum dritten mal, bevor ich meine Wochen im Voraus angekündigte Rede halten konnte. Der Versammlungsleiter zeigte seinen Unmut über die Dauer meiner Rede. Trotzdem durfte ich zu Ende sprechen und noch diese Pointe bringen: „Volkswagen scheint alles auf die Karte Elektromobilität setzen zu wollen. […] Passt diese Strategie wirklich zu den Fähigkeiten und Stärken von VW? Aktuell schafft Volkswagen es nicht einmal, auf dieser Hauptversammlung den eigenen Aktionären Steckdosen zum Aufladen von Mobiltelefonen zur Verfügung zu stellen.“ Die Tonaufnahme belegt meine Dreistigkeit, fast fünf Minuten zu sprechen. (Leider habe ich bei der Aufnahme ein paar Sekunden zu spät auf Start gedrückt.) Den genauen Wortlaut meiner Rede und der Antworten von VW darauf finden Sie hier. Warum diese Antworten unzureichend sind erkläre ich hier.

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